Nachfolge regeln So hilft Flair Hotels bei Betriebsübergaben

Johannes Gerlach (l.) wird auch seinen Vater Christian Gerlach im Flair Hotel Werbetal folgen. © Flair Hotels/Marcus Brodt

Die Unternehmensnachfolge im Mittelstand ist eines der bedeutendsten Themen, um den Fortbestand des Betriebs langfristig zu sichern. Auch bei Mitgliedern der Hotelkooperation ist dieses Thema allgegenwärtig.

Laut einer Studie der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) werden allein bis 2025 über 842.000 Inhaber von mittelständischen Unternehmen ihr Geschäft aufgeben, davon wollen 61 Prozent ihren Betrieb an einen Nachfolger übergeben. Dagegen befürchten 300.000 Geschäftsinhabende, dass ihr Betrieb ohne Nachfolger geschlossen werden muss.

Auch bei der Art der Übergabe gibt es verschiedene Optionen: familieninterne Übergabe, externer Nachfolger oder Übergabe an einen internen Mitarbeiter. War in den vergangenen Jahren die Übergabe an ein Familienmitglied noch der absolute Favorit unter den Unternehmern, ist mittlerweile auch der Verkauf an einen externen Käufer immer häufiger der Fall. Laut KfW sind die veränderten Berufsvorstellungen der Kinder oder die Kinderlosigkeit der Unternehmer die Hauptgründe hierfür. Die Gastronomie- und Beherbergungsbranche sind laut Flair Hotels zwei von vier Wirtschaftszweigen, in denen die meisten Betriebsübergaben in den kommenden Jahren anstehen.

Wie die Nachfolge im Flair Hotel Landgasthof Roger geregelt wurde

Nadja Roger. - © Flair Hotels/Marcus Brodt

Claudia und Michael Roger, Inhaber des Flair Hotel Landgasthof Roger im baden-württembergischen Löwenstein-Hößlinsülz haben die Nachfolge ihres Betriebs bereits geregelt. Tochter Nadja macht gerade den Hotelmeister in Heidelberg und studiert dort parallel BWL. Anschließend planen sie eine schrittweise Übergabe im heimischen Betrieb. In einer Übergangsphase sollen zusammen mit den Eltern die Aufgaben des täglichen Hotelalltags angegangen werden. In zwei bis drei Jahren ist dann die endgültige Betriebsübergabe geplant.

Dass Nadja Roger den elterlichen Betrieb mal übernehmen sollte, sei nicht von Anfang an klar gewesen. "Als Eigentümer des Betriebs hat man auch eine große Verantwortung, dessen muss man sich von vornherein bewusst sein", so Michael Roger. Die Übernahme habe sich erst im Laufe der Zeit entwickelt, durch tägliche Einblicke ins Hotel oder frühere Besuche auf Fachmessen.

Übergabe im Flair Hotel Zum Schwarzen Reiter steht kurz vor dem Abschluss

Martin Johannes Platzer. - © Flair Hotels/Marcus Brodt

Das Flair Hotel Zum Schwarzen Reiter im bayerischen Horgau ist seit mehr als 250 Jahren in Familienbesitz. Dies wird auch in naher Zukunft so bleiben. Martin Johannes Platzer wird den Betrieb im März 2023 von seinen Eltern übernehmen. Die Planungen hierfür laufen bereits seit gut zwei Jahren, bei der auch ein Übergabemoderator und Steuerberater involviert waren.

Einer der wichtigsten Punkte sei eine ehrliche und klare Kommunikation. "Wir versuchen, dass wir unsere Erwartungen, Wünsche und Sorgen miteinander teilen und darauf eingehen", sagt Martin Johannes Platzer. Nach seiner Ausbildung zum Hotelfachmann und einem Auslandsjahr in Australien hat er sich für den weiteren Weg in der Hotellerie und Gastronomie entschieden. Der Gedanke, den traditionellen Familienbetrieb mit seiner langen Geschichte zu übernehmen, sei dabei in den Folgejahren immer mehr herangereift. "Der Dialog in der Flair Gemeinschaft ist ein sehr wertvolles Instrument, um sich auf das komplexe Thema einer Betriebsübergabe vorzubereiten", so der kommende Inhaber vom Flair Hotel Zum Schwarzen Reiter.

Im Flair Hotel Werbetal war die Nachfolge "von Anfang an klar"

Im Waldecker Land am Edersee baut Christian Gerlach, Inhaber des Flair Hotel Werbetal, auf eine lange Tradition seines Hauses. Bereits seit 1866 bieten die Gerlachs Unterkünfte für ihre Gäste an. Mehr als 150 Jahre später wurde aus dem ursprünglichen Stamm- und Gasthaus im Laufe der Zeit ein Flair Hotel. Auch die Nachfolgegeneration steht mit Lisa und Johannes Gerlach bereits in den Startlöchern. Johannes befindet sich aktuell noch in Ausbildung zum Hotelkaufmann in Hannover und absolviert zusätzlich ein Fernstudium zum Hotelbetriebswirt. Seine Schwester Lisa hat die Ausbildung zur Hotelfachfrau bereits abgeschlossen. Sie hat auf AIDA Kreuzfahrten gearbeitet und war anschließend Restaurantleiterin. Nach Ausbruch der Corona-Pandemie kehrte sie in den elterlichen Betrieb zurück, um diesen in schwierigen Zeiten zu unterstützen. Aktuell macht sie eine weitere Ausbildung zur Köchin.

Die Übergabe an die beiden Geschwister ist in zwei Jahren geplant, wenn Christian Gerlach 65 Jahre alt wird. "Da bei uns im Betrieb immer mit 65 Jahren an die nächste Generation übergeben wurde, machen wir das auch diesmal so", sagt er. Wichtig sei ihm, dass eine schrittweise Übergabe innerhalb der nächsten Jahre erfolgt. Aktuell werde noch über eine zusätzliche Beratung durch den Dehoga Hessen nachgedacht.

Das Flair Hotel & Restaurant Erck geht die Betriebsübergabe in Ruhe an

Alexander Erck. - © Flair Hotels/Marcus Brodt

"So eine Betriebsübergabe in einem Familienunternehmen ist natürlich immer ein sensibler Prozess", gibt Alexander Erck, Juniorchef des Flair Hotel & Restaurant Erck in Bad Schönborn, zu bedenken. "Es ist eben nicht nur eine Verhandlung zweier Parteien im Businessbereich, sondern auch ein Eltern-Kind-Thema", führt er fort. Daher kann es bei der Übergabe neben unterschiedlichen Interessen auch schnell um zwischenmenschliche Themen gehen.

Familie Erck hat sich daher beim Dehoga Baden-Württemberg Unterstützung geholt: zum einen, einen Nachfolgemoderator, er die Übergabe und die verschiedenen Interessen moderiert. Zum anderen einen Existenzgründungsberater, der vor allem dem zukünftigen Inhaber bei der Betriebsbeleuchtung und der Erstellung eines Businessplans behilflich ist. "Der Moderator war nötig, da wir anfangs eine etwas ‚festgefahrene‘ Verhandlung hatten", stellt Alexander Erck fest. Den Zeitpunkt für die Übergabe hält sich die Familie nach eigenen Angaben aufgrund der wirtschaftlich unruhigen Situation noch etwas offen.

Flair Hotel Vier Jahreszeiten auch in der 5. Generation in Familienhand

"Um ehrlich zu sein, hoffen wir nach wie vor sehr, dass unser Sohn den Betrieb später mal übernimmt", sagt Tanja Frank vom Flair Hotel Vier Jahreszeiten in Bad Urach. Sohn Timo wird wahrscheinlich das Hotel in naher Zukunft übernehmen, der genaue Zeitpunkt stehe aber noch nicht fest. Das Wirtschaftsabitur und die erste Ausbildung zum Koch mit Zusatzqualifikation Küchen- und Servicemanagement sowie die zweite Ausbildung zum Hotelfachmann hat er bereits abgeschlossen. Bevor er allerdings den heimischen Betrieb übernimmt, will er erstmal etwas von der Welt sehen. Nach seiner Rückkehr werde er hauptsächlich die Küche übernehmen sowie auch Teile der Leitung des Hotels in Zusammenarbeit mit seinen Eltern, so der Plan von den Dreien. Als nächster Schritt ist dann die vollständige Übergabe an Timo geplant.

Die Eltern möchten aber nicht sofort aus dem Unternehmen aussteigen, sondern mit reduzierten Aufgaben weiter unterstützen. Voraussetzung hierfür ist laut Tanja Frank, dass das gute Verhältnis innerhalb der Familie auch im Arbeitsalltag besteht. Sollte es wiedererwartend dann doch nicht funktionieren, werden die Eltern sich ganz aus dem Betrieb rausnehmen und Platz für die Zukunft machen.

Tanja Frank, Thomas Frank (m.) und Timo Frank. - © Flair Hotels/Marcus Brodt

Unterstützung bei der Betriebsübergabe durch Flair Hotels

Die Flair Hotels bieten allen Mitgliedern einen regelmäßigen digitalen Austausch an, um gemeinsam über wichtige Themen zu diskutieren. Auch das Thema „Betriebsübergabe“ ist immer wieder fester Bestandteil der Runde. Untereinander können die Hotels Ratschläge, Hilfestellungen oder Lösungsvorschläge weitergeben. Christian Gerlach vom Flair Hotel Werbetal findet den digitalen Austausch „hilfreich und informativ“ und „ist beruhigt, dass andere Hotels die gleichen Probleme haben, für die dann gemeinsam nach Lösungen gesucht werden.“

Michael Roger vom Flair Hotel Landgasthof Roger stimmt dem zu, außerdem sei der Meinungsaustausch unter den Hoteliers sehr hilfreich in der heutigen Zeit. Auch Tanja und Thomas Frank nehmen regelmäßig an den Online-Terminen teil. "Der Informations- und Erfahrungsaustausch unter den Hotels ist meiner Meinung nach ein großer Mehrwert des Netzwerks der Flair Hotels", so Tanja Frank.