Tophotel Today Spezial Wie Hotelbetreibenden der Weg Richtung Nachhaltigkeit gelingen kann

Brigitte Zelger, Geschäftsführerin der Hotel Pfösl
© Hotel Pfösl

Brigitte Zelger, Geschäftsführerin des Hotel Pfösl, spricht mit Tophotel über die Relevanz von Nachhaltigkeit und wie man (Stamm-)Gäste und Mitarbeitende mitnimmt, auf der Reise Richtung "Respekt vor der Natur".

Das Naturhotel Pfösl

Das Haus war bereits seit den 50iger-Jahren im Besitz der Großeltern der heutigen Geschäftsführerinnen Eva und Brigitte Zelger. In den 60igern kamen die ersten Gästebetten hinzu – 1996 entwickelte sich das Gästehaus unter der Leitung Brigitte Zelgers Eltern zum Viersternehotel.

Ein ausgeschriebenes Naturhotel war es damals noch nicht. Trotzdem agierten die Betreibenden immer respektvoll mit der umliegenden Natur und den lokalen Ressourcen.

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Umbau im Bestand in nur 88 Tagen

2015 begannen die Planungen für den Umbau. Das Bestandsgebäude sollte erhalten bleiben, jedoch optisch vollkommen mit der umgebenden Natur verschwimmen. Dafür wurde die gesamte Fassade in überdimensionale Balken aus regionalen Hölzern gepackt. Denn auch beim Umbau stand das Thema Nachhaltigkeit für Familie Zelger im Vordergrund.

2017 wurde das Projekt bereits nach nur 88 Tagen Bauzeit abgeschlossen. Dieser außergewöhnlich kurzen aktiven Bauphase ging eine strukturierte Planungsphase voraus. Verantwortlich für das Projekt zeichneten die Architektinnen und Architekten von Bergmeisterwolf. Die Agentur wurde über den Ausschrieb eines Wettbewerbs ausgewählt.

Nachhaltige Zertifizierungen

Das Naturhotel Pfösl hat die weltweit höchste Zertifizierung im Bereich "nachhaltiger Tourismus" vom „Globalen Rat für nachhaltigen Tourismus“ verliehen bekommen.

Woher die stetigen Bemühungen um den Erhalt der Natur kommen? Teilweise seien ihnen diese in die Wiege gelegt worden, so Brigitte Zelger. Und das verwundert nicht, schaut man sich in der Südtiroler Landschaft rund um diesen besonderen Kraftplatz mit Blick auf die Dolomiten um. Der Respekt vor der Natur stünde bei jeder Entscheidung, die das Hotel betrifft, im Vordergrund.

Seit 2014 ist das Pfösl auch "Ecolabel-zertifiziert". Damit stellt sich das Team den Anforderungen: Müll zu vermeiden, Plastik zu reduzieren und Ressourcen zu schonen. Gemeinsam mit den "Vitalpina Hotels" gelang dann 2019 der Beitritt zu "Turn to Zero". Der Partner für Klimaschutz unterstützt Unternehmen dabei, ihren CO2-Ausstoß zu minimieren.

„Wir haben es geschafft, unseren Ausstoß in drei Jahren zu halbieren.“ Denn: „Immer, wenn man etwas misst, kann man auch wirklich etwas verbessern“ so die Geschäftsführerin. Ein konkreter Tipp, um die Bilanz zu verbessern, ist beispielsweise auf Flugobst zu verzichten. Anstelle von Bananen, Ananas und Mango finden Gäste am Frühstücksbuffet saisonale Früchte sowie Eingemachtes.

Nachhaltigkeit: Verzicht oder Luxus

Wie lebt man den (Stamm-)Gästen Nachhaltigkeit vor und schafft es sogar, diese zu inspirieren und ein Mangelgefühl zu vermeiden. „Zu anfangs war das ein riesen Desaster, als es keine Erdbeeren mehr zum Frühstück gab“, erinnert sich Brigitte Zelger. Sie habe feststellen müssen, dass die innere Überzeugung das Wichtigste sei. Sonst würde man sich zu schnell von Wünschen oder Kritik vom Plan abbringen lassen. Außerdem nennt sie Kommunikation als relevanten Eckpfeiler auf dem Weg zu einem nachhaltigeren Hotel. Es ginge nicht darum, alles perfekt zu machen, das sei nicht möglich. Besser wäre es, zu kommunizieren, was schon gut gelinge und was nicht.

Wie wird ein Hotel nachhaltig?

„Nachhaltigkeit ist nie fertig – es ist ein Weg“, beschreibt die Hôtelière die Aufgabe. Eine Community würde helfen. Durch den Erfahrungsaustausch kann man sich stetig verbessern und bekommt immer wieder neuen Ideen.

Außerdem sei ein Nachhaltigkeitsberatungsinstitut essenziell. Die Profis können mit den Hoteliers zusammen ein Konzept erarbeiten, das auch den Mitarbeiten hilft, die richtige Richtung im Blick zu behalten. Die Gäste könne man so ebenfalls mitnehmen und transparent offen legen wie man konkret an seinen Zielen arbeitet.

Das Wichtigste laut Zelger ist das Messen. Konkrete Werte, wie viel man ausstößt und wodurch seien wichtig, um zu verstehen, wo man aktuell steht und was man verbessern kann.

Zu guter Letzt gehört auch immer ein wenig Mut zu einer solchen Umstrukturierung. Die sich aber nicht zuletzt in Anbetracht der aktuellen geopolitischen Lage und kritischen Energiezuliefersituation lohnen kann.